In der Papierwelt werden Akten in Mappen oder Ordnern verwaltet. Wichtige Passagen lassen sich markieren, Notizen hinzufügen und Post-its anbringen, um zum Beispiel Aufträge zu erteilen. In der digitalen Welt braucht es dafür eine intuitive Lösung, die Justizakte-Applikation (JAA).
Die JAA ermöglicht eine revisionssichere Verwaltung, die Bearbeitung von Dokumenten und ein effizientes Aufgabenmanagement. Sie ergänzt bestehende Fachapplikationen und sorgt dafür, dass alle gewohnten Arbeitsweisen digital abgebildet werden – einfach, sicher und effizient.
Die Pilotierungen dienen dazu, erste Erfahrungen mit dem neuen Arbeitsinstrument im laufenden Betrieb zu sammeln, die Funktionalitäten und die Praxistauglichkeit zu prüfen sowie die Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Nutzenden besser zu verstehen. Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen in die Weiterentwicklung der JAA sowie in die Planung des Rollouts ein.
Pilotierungen durch das Bundesverwaltungsgericht und die Genfer Justiz
Ein Richter, eine Gerichtsschreiberin sowie die Kanzleichefin der Abteilung VI des Bundesverwaltungsgerichts in St. Gallen werden vier Verfahren digital in der JAA bearbeiten und verwalten. Die Justizakte-Applikation ist mit der Fachapplikation MyABI Juris und der Plattform justitia.swiss integriert. Das Pilotprojekt des Bundesverwaltungsgerichts betrifft die dezentrale Nutzung der JAA (Software as a Service/SaaS).
Die Genfer Justiz hat ein Pilotprojekt der JAA mit drei Kammern des erstinstanzlichen Zivilgerichts gestartet. Drei Richter und neunzehn Verwaltungs- und wissenschaftliche Mitarbeitende sind daran beteiligt mit zwölf Verfahren. Das Besondere am Genfer Pilotprojekt ist, dass es die Möglichkeit bietet, die lokale Bereitstellung (on premise) der JAA zu testen, die in der IT-Umgebung der Genfer Justiz installiert und mit der eigenen Fachanwendung DM-Web verbunden ist. Das erstinstanzliche Zivilgericht führt seit einem Jahr ebenfalls ein Pilotprojekt der Plattform justitia.swiss durch (siehe Blog zur Zwischenbilanz des Pilotprojekts).
Auftrag des Projekts Justitia 4.0
Die Justizkonferenz und die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) haben dem Projekt Justitia 4.0 2019 den Auftrag erteilt, den Justizbehörden eine Justizakte-Applikation zur Verfügung zu stellen. Die Leitungsgremien haben 2023 entschieden, den österreichischen digitalen Justizarbeitsplatz zu übernehmen und an die Bedürfnisse der Schweizer Justiz anzupassen. Der schweizweite Rollout ist für das Jahr 2027 geplant.
Siehe auch Justitia 4.0 | Digitaler Justizarbeitsplatz Österreich als JAA für die Schweizer Justiz