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13.10.2025
Freiburg
Anwaltschaft
Pilotvorstellung

Pilotierung in Freiburg: Herausforderungen und Tipps für die Anwaltschaft

Welche Herausforderungen bringt die Arbeit mit der Plattform justitia.swiss speziell für die Anwaltschaft mit sich – und welche Empfehlungen lassen sich aus den Erfahrungen der Pilotierung im Kanton Freiburg ableiten? Antworten darauf gibt Bertrand Morel, Präsident des Freiburger Anwaltsverbands. Er spricht über den tiefgreifenden Wandel von der Dokumenten- zur Datenlogik, die Bedeutung von Cybersecurity und die Verantwortung der Anwältinnen und Anwälte, ihre digitale Zukunft aktiv mitzugestalten.

Vom Papier zu digitalen Daten

«Die grösste Herausforderung ist nicht so sehr technologischer, sondern eher menschlicher und kultureller Natur», sagt Bertrand Morel, Präsident des Anwaltsverbands des Kantons Freiburg, im Hinblick auf die Nutzung der Plattform justitia.swiss. Seit Jahrzehnten sei die juristische Arbeit stark auf Papierakten ausgerichtet gewesen, nun müsse die gesamte Arbeitsweise auf digitale Daten angepasst werden. Dies verlange neue Abläufe, eine Reorganisation der Kanzleien sowie die Integration der neuen Lösungen in bestehende Ökosysteme. Dabei spiele auch die zeitliche Dimension eine wichtige Rolle: «Anwältinnen und Anwälte haben extrem lange Arbeitstage. Zeit für Fortbildungen freimachen, sich an Prozesse anpassen, ist eine echte Herausforderung für die Mitglieder unseres Verbands.» Deshalb brauche es für die Umstellung praxisnahe Formate wie Workshops und Video-Tutorials, die effizient und unmittelbar anwendbar sind.

Tipps für Kolleginnen und Kollegen

Der Präsident des Freiburger Anwaltsverbands betont, dass Sicherheit im digitalen Zeitalter ein zentrales Anliegen bleibe. Technologische Massnahmen wie starke Passwörter, eine verschlüsselte Multi-Faktor-Authentifizierung und regelmässige Backups seien ebenso unverzichtbar wie organisatorische Regeln zu Zugriffsrechten oder dem Vorgehen bei Zwischenfällen. «Aber die wichtigste Ebene ist letztendlich die menschliche, und sie ist manchmal die schwächste», erklärt Morel und empfiehlt daher die kontinuierliche Sensibilisierung und Schulung aller Mitarbeitenden. «Die beste Technologie wird niemals die Wachsamkeit eines aufmerksamen Geistes ersetzen.» Seinen Kolleginnen und Kollegen in anderen Kantonen rät er, aktiv in den Dialog mit den Justizbehörden zu treten, Partnerschaften aufzubauen und Arbeitsgruppen zu bilden. Nur so könne sichergestellt werden, dass neue Werkzeuge tatsächlich den Bedürfnissen der Anwaltschaft entsprechen und gleichzeitig auch Grundwerte wie das Recht auf Verteidigung, faire Verfahren oder Zugang zur Justiz für alle erfüllen.

«Die wichtigste Ebene ist letztendlich die menschliche, und sie ist manchmal die schwächste. Die beste Technologie wird niemals die Wachsamkeit eines aufmerksamen Geistes ersetzen.»

Bertrand Morel, Präsident des Freiburger Anwaltsverbands
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