31.10.2022

Startschuss zur Entwicklung der Plattform

Am 31. August fiel der Startschuss: Zum ersten Mal trafen sich die Teams von Zühlke, ELCA und dem Projekt Justitia 4.0, die in den nächsten Monaten und Jahren gemeinsam die sichere Plattform «Justitia.Swiss» entwickeln und betreiben werden.

Rund 15 Personen mit geballtem Wissen und grosser Erfahrung in den Bereichen IT-Security, Gestaltung der Nutzeroberfläche (UX-Design), Software-Architektur, Projektleitung und Kundenbegleitung (Account Management) fanden sich zusammen. Am Nachmittag traf man sich in drei thematischen Gruppen zur ersten Arbeitssitzung, um die Arbeitsmodi zu etablieren, die wichtigsten Arbeitsfelder zu identifizieren und Erwartungen abzustecken.

Zühlke als Entwicklungs- und ELCA als Betriebspartnerin

Im Sommer 2021 startete Justitia 4.0 eine WTO-Ausschreibung, mit welcher ein Entwicklungs- und ein Betriebspartner für die Plattform «Justitia.Swiss» gesucht wurde, über welche der elektronische Rechtsverkehr und die elektronische Akteneinsicht ablaufen werden. Im Juli 2022 gingen die Zuschläge an die Firmen Zühlke und ELCA.

Die Firma Zühlke Engineering AG mit Sitz in Schlieren ist Dienstleisterin für Innovationsprojekte im Bereich Software- und Produktentwicklung. Zühlke ist es gelungen, im Rahmen ihres Angebotes ihre hohe Kompetenz und Erfahrung im Bereich nutzerzentriertes Design aufzuzeigen. Zugleich verfügt die Firma über breites Fachwissen in den Bereichen Open Source, Datenschutz und Informationssicherheit.

Die Firma ELCA Informatik AG mit Hauptsitz in Lausanne überzeugte mit ihrer grossen Erfahrung beim Betrieb ähnlicher Plattformen und dem umfassenden und qualitativ hochwertigen Support-Angebot in allen Landessprachen und der professionellen Betriebsorganisation.

Vorbereitungsphase bis im Januar 2023

In dieser wichtigen Phase werden die Voraussetzung geschaffen, dass ab Januar 2023 die Plattform «Justitia.Swiss» entwickelt werden kann. Wie beim Hausbau müssen zuerst die gemeinsamen Grundlagen geschaffen und ein stabiles Fundament gelegt werden, auf welchem dann aufgebaut wird. So haben sich die Teams bereits auf ein agiles Vorgehen als Arbeitsmethode geeinigt. Dies bedeutet, dass jeweils Arbeitspakete für drei Wochen geschnürt werden, deren Ergebnisse mit den Teams analysiert und anschliessend neue Aufgaben verteilt werden. So werden Probleme schnell ersichtlich und können unmittelbar angegangen werden. Weiter sind in der Vorbereitungsphase die Arbeitstools zu definieren; wo wird das Aufgabenmanagement und die erarbeiteten Dokumente verwaltet, welcher Kommunikations-Kanal zum schnellen Austausch wird benutzt, in welchem Rhythmus trifft sich wer zu welchen Sitzungen?

Entwicklung einer Grundversion der Plattform im Jahr 2023

Nach der Vorbereitungsphase wird mit der Entwicklung gestartet. In einem ersten Schritt wird eine Grundversion (MVP Minimum Viable Product) der Plattform entwickelt, welche noch nicht alle Geschäftsfälle abbilden kann, und auch noch nicht mit «scharfen» Daten arbeitet, die aber alle Sicherheitsstandards erfüllt. Grosse Beachtung wird auch der Nutzerfreundlichkeit (Usability) der Plattform geschenkt, so dass die künftigen Nutzerinnen und Nutzer die Plattform intuitiv bedienen können.

Eine wichtige Grundlage für die Entwicklung sind die Anforderungen, welche von den Fachgruppen erarbeitet wurden und welche das Projektteam bereits in den Ausschreibungsunterlagen bekannt gegeben hat. Diese haben eine relativ hohe Flughöhe und müssen jetzt präzisiert werden. Insbesondere geht es darum, die erarbeiteten Geschäftsfälle (User Stories) so umzuformulieren, dass für die Software-Entwickler klar verständlich ist, was sie programmieren müssen. Die entwickelten Funktionalitäten werden dann umgehend getestet durch die Tester der Partnerfirmen, durch das Projektteam und voraussichtlich auch durch Mitglieder der Fachgruppen. Klar ist, dass mit dem Essen auch der Appetit kommt, sprich weitere Wünsche an die Plattform. Diese werden aufgenommen, analysiert, priorisiert und entweder gleich umgesetzt oder in einem Verzeichnis (Backlog) platziert und allenfalls bei kommenden Weiterentwicklungen umgesetzt. Denn eines ist klar, die Plattform wird ständig weiterentwickelt werden, aufgrund des technischen Fortschritts, der Kundenbedürfnisse, aber auch der Vorgaben, welche das Parlament im Bundesgesetz über die Plattform für die elektronische Kommunikation in der Justiz (BEKJ) machen wird.

Verläuft alles nach Plan startet der Pilotbetrieb mit der Grundversion (Minimal Viable Product), einem Produkt mit eingeschränkten Funktionalitäten aber vollem Sicherheitsstandard im 2024 mit einzelnen Justizbehörden.

Interview mit Patrick Münch, unserem neuen Projektleiter für die Entwicklung der Plattform

Die Entwicklung der Plattform bindet auch im Projektteam Justitia 4.0 zusätzliche Ressourcen, weshalb mit Patrick Münch ein erfahrener Projektleiter ins Boot geholt wurde. Wir haben ihm ein paar Fragen zu seiner neuen Aufgabe gestellt!

Was hat dich motiviert, als Projektleiter Plattform ins Projekt einzusteigen?

Es ist ein spannendes Projekt, da die Plattform von Grund auf neu aufgebaut wird. Es wird etwas Konkretes geschaffen, welches die Leute in ihrem Arbeitsalltag brauchen können. Wir haben ein Konzept, es gibt viele Ideen und man hat auch einen gewissen Gestaltungspielraum. Ich freue mich, mit all diesen sehr kompetenten und hochmotivierten Leuten zusammenzuarbeiten. Meine Aufgabe ist es, alles zu koordinieren, um gemeinsam auf das Ziel loszusteuern und dieses nie aus dem Blick zu verlieren. Ich schätze es, mich mit komplexen Projekten auseinanderzusetzen, betrete gerne Neuland und freue mich, das Justizumfeld profund kennenzulernen.

Wie packt man ein solch komplexes Projekt an mit vielen Stakeholdern und Partnern?

Gegenfrage: wie verspeist man einen Elefanten? Man zerlegt ihn in kleine Stücke. Genauso geht es bei diesem Projekt. Man muss die Komplexität reduzieren und kleine Arbeitsschritte definieren. Wir haben deshalb das agile Vorgehen gewählt. Dabei muss ich aber das grosse Ganze immer im Blick behalten.

Du bist der Projektleiter und musst die Teams von Zühlke, ELCA und Justitia 4.0 koordinieren. Was ist dir wichtig bei der Zusammenarbeit?

Ehrlichkeit und Transparenz stehen für mich an erster Stelle. Wir betreten alle Neuland, wir wissen nicht alles, und wir werden Fehler machen. Wir müssen diese anerkennen und ehrlich miteinander sein. Alle, die mitarbeiten geben ihr Bestes, sie arbeiten hart für den Erfolg und übernehmen Verantwortung für das gemeinsame Ziel. Ein respektvoller Umgang miteinander, Anerkennung und Wertschätzung sind zentrale Elemente für eine gute Zusammenarbeit. Meine Aufgabe ist es zu führen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, zu motivieren und das Ziel nie aus dem Blick zu verlieren.

Wo liegen die grössten Herausforderungen?

Wir haben grosse Kulturunterschiede zwischen dem Projektumfeld mit den vielen IT-Spezialisten, die sich immer wieder mit neuen technologischen Entwicklungen auseinandersetzen müssen und dem Justizumfeld, das ich als eher wertbewahrend einschätze. Zudem haben wir eine komplexe Projektstruktur mit den zahlreichen Stakeholdern und den zwei Steuerungsgremien und beratenden Fachgruppen. Nicht jeder kann jedes Detail mitentscheiden, denn sonst kommen wir nicht vorwärts. Aber das macht es auch spannend. Meine Aufgabe ist es zudem, zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen zu vermitteln, Entscheide voranzutreiben und die Leute für das Projekt zu begeistern.

Worauf freust du dich am meisten?

Ich freue mich auf die Arbeit an sich, darauf, Herausforderungen anzupacken und Probleme zu lösen. Die Zusammenarbeit mit all diesen hochkompetenten Menschen aus verschiedenen Fachgebieten macht Freude, zu sehen, mit welcher Motivation und Engagement sie sich einbringen, zu spüren, wie sie loslegen wollen. Ich will wie ein Dirigent sein, der das Beste aus all seinen Musikerinnen und Musikern herausholt.

Wann ist die Plattform für dich ein Erfolg?

Das Projekt ist ein Erfolg, wenn die Nutzerinnen und Nutzer die Plattform gerne benutzen und sie ihnen ihre tägliche Arbeit erleichtert und einen Mehrwert gibt. Wir wollen eine Plattform bauen, die sich von selbst verkauft.

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